#03 - Die ersten Berliner Gehversuche

Shownotes

Heute erzähle ich dir, was in Berlin so los war und was für einen Start ich hingelegt habe, denn eins kann ich dir sagen, da ist so einiges schief gelaufen. Und doch war genau das so wertvoll. Wenn du also wissen willst, wies mit meiner Berlinreise weiterging dann klick auf play und vergiss nicht mir zu folgen und mir eine Bewertung dazulassen.

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00:00:00: Mein Name ist Katja Stähli und du bist mitten in meinem Podcast "40 und Fabelhaft".

00:00:07: "40 werden" ist ein Abenteuer, denn das Beste liegt noch vor uns.

00:00:12: Herzlich willkommen zurück bei "40 und Fabelhaft".

00:00:15: Und ja, die letzten beiden Male war die True Qualität ein wenig schwierig.

00:00:20: Das liegt daran, dass ich eine falsche Einstellung gemacht habe.

00:00:23: Aber wie du heute feststellen wirst, ist die Qualität eine ganz andere.

00:00:26: Bis auf die Qualität meiner Stimme wundere dich nicht.

00:00:29: Ich habe nämlich Heuschnupfen und das nicht ohne.

00:00:31: Und jetzt muss man sich natürlich fragen, macht man in so einer Situation eine Podcast-Folge?

00:00:36: Ja, man macht sie trotzdem, denn ich kann jetzt nicht einfach drei Monate Pause machen,

00:00:41: weil das Heuschnupfen wird sich jetzt auch nicht einfach verdünisieren.

00:00:44: Also da sind wir übrigens frisch von der Reise zurück.

00:00:47: Ich komme gerade von einer Woche kann und ein paar Tagen zürich.

00:00:51: Ich war nämlich unterwegs beruflich und habe ganz viele schöne Dinge erlebt

00:00:57: und viele Sachen auch für mich nochmal so ein bisschen betrachten dürfen.

00:01:01: Und heute reden wir darüber.

00:01:03: Jetzt habe ich dich ja mitgenommen auf eine Reise in meiner Vergangenheit,

00:01:06: wo man erst mal guckt, wo kommt die eigentlich hier, was hat die eigentliche Macht.

00:01:10: Und wir wissen ja jetzt mittlerweile, dass ich aus der Schweiz nach Berlin ausgewandert bin,

00:01:14: und in Berlin einmal ganz von vorne angefangen haben.

00:01:17: Und der letzte verbleibende Punkt, wo wir waren, war sozusagen der Startschuss nach Berlin.

00:01:25: Das war dann Freitag, der 13. Juli 2012.

00:01:29: Da habe ich nämlich in meinem Schulzimmer gestanden und hatte eine Tasche über das Schulter.

00:01:34: Da war mein Schlüssel zu meiner Berliner Wohnung drin.

00:01:37: Und ich wusste, hiermit ist Ende.

00:01:40: Und hiermit ist aber auch Anfang.

00:01:42: Die Kedis waren schon alle in ihrem Sommerurlaub und die waren fertig mit der Oberstufe.

00:01:46: Die haben angefangen mit ihren Lehrstellen.

00:01:48: Und ich stand also Mutterseelen alleine in einem leeren Schulzimmer, in einem leeren Schulhaus.

00:01:54: Und ich wusste, es ist vollbracht.

00:01:56: Und ich bin dann aus dem Schulzimmer raus und ich habe noch so einen Stundenplan,

00:02:00: also die letzten Reste von der Tür gekratzt.

00:02:02: Das war so eine hässliche orange Tür aus dem 70er-Jahr.

00:02:05: So mein orangisches Tuch jeden Morgen, wenn man in die Schule kommt.

00:02:08: Und dann bin ich durch ein Schulschlur gelaufen, nochmal so ganz bewusst,

00:02:13: so Schritt für Schritt, und sich dann klarmachen, dass das Leben einmal von vorne anfängt.

00:02:21: Dann habe ich mein Schlüssel abgegeben und bin raus in den Schulhof,

00:02:24: in diese unheimlich heiße Sommersonne.

00:02:27: Und ich habe Rott und Wasser geholzt.

00:02:30: Ich habe so geweint, außer reiner Freude.

00:02:34: Und spätestens in dem Moment ist mir aufgefallen, was es bedeutet, vor Freude weinen zu können.

00:02:39: Ein Leben zu führen, ein Leben zu leben, indem ich weinen kann vor Freude.

00:02:44: Wir weinen so oft, weil die Dinge nicht so laufen, wie wir sie haben wollen,

00:02:47: weil wir enttäuscht sind, weil wir Erwartungshaltung haben,

00:02:50: weil wir verletzt wurden.

00:02:51: Aber wie oft hast du schon aus Freude geweint?

00:02:54: Und ob wir aus Freude weinen können oder nicht, das ist ein bisschen unsere Entscheidung.

00:02:58: So muss ich dir leider mitgeben.

00:03:00: Und für mich war das ein so unglaublich bahnbrechend, wundervoller Moment.

00:03:04: Und wo ich bei Greater auf der Bühne war, meine Keynote gehalten habe,

00:03:08: da habe ich erzählt, dass ich da so draußen stand auf diesem Schulhof

00:03:12: und ich habe meine Flügel gespürt.

00:03:14: Und ich will das hier nochmal ganz bewusst erzählen,

00:03:18: dass ich das hier mit den Flügeln auf den Schultern bin.

00:03:20: Das ist ein Symbol, was mich nicht mehr losgelassen hat seitdem.

00:03:24: Wir können uns fürs Fliegen vorbereiten, solange wir wollen.

00:03:27: Wir können so lange üben, wie wir wollen.

00:03:30: Es kommt der Moment, da müssen wir uns irgendwo auf einen Ass stellen,

00:03:33: wenn wir ein kleines Vögel sind

00:03:35: und den Mut haben, diese Flügel aufzumachen und uns erstmal fallen zu lassen.

00:03:39: Denn du fliegst nicht einfach so.

00:03:41: Du musst dich erstmal irgendwie in diese Materie hineinbegeben,

00:03:44: in die Luft hineinbegeben.

00:03:47: Dazu brauchst du die Gewissheit und den Mut und auch das Vertrauen,

00:03:51: dass diese Flügel, die du hast, dich irgendwie tragen.

00:03:53: Und dieser Satz "Fliegen lernt man fliegen",

00:03:56: den wirst du hoffentlich bald irgendwann mal in deinem Buchgeschäft finden,

00:03:59: wenn alles gut läuft.

00:04:01: "Fliegen lernt man fliegen" bringt es genau auf den Punkt.

00:04:04: Und so ist das auch mit dem Leben.

00:04:06: Leben lernen wir Leben.

00:04:08: Und ich bin in dem Moment, wo ich in diesem Schulhof gestanden habe,

00:04:11: mit diesen wunderschönen, riesengroßen Flügeln auf meinen Schultern.

00:04:15: Und mit diesem Ticke, den die Freiheit in meiner Tasche.

00:04:17: Da habe ich gefühlt, was Leben ist.

00:04:19: Und ja, natürlich hatte ich Smusensausen.

00:04:22: Natürlich wusste ich auch nicht, ob das alles glatt läuft.

00:04:25: Aber das Gefühl, darüber haben wir letztes Mal gesprochen,

00:04:28: das Gefühl, was da auf mich wartet, der war so viel größer,

00:04:31: als die Angst, die ich hatte, dass das Gefühl mich getragen hat.

00:04:35: Da habe ich nach Hause gedüßt, habe zu Hause erstmal die Hunde irgendwie begrüßt.

00:04:40: Da stand schon ein Riesenlastwagen

00:04:43: und da waren ganz viele Leute, die eingepackt haben.

00:04:45: Familie war gar keine da.

00:04:47: Ich weiß eigentlich auch nicht, warum nicht.

00:04:49: Aber ich wollte das irgendwie nicht.

00:04:51: Und ich glaube, die auch nicht.

00:04:53: Ich glaube, wir alle wollten keinen Abschied.

00:04:55: Und dann sind wir irgendwann losgefahren.

00:04:57: Ich glaube, so um halb eins oder so sind wir losgefahren.

00:04:59: Und ich bin dann zum Zoll.

00:05:01: Und da muss man erstmal einen Riesenzettel da unterschreiben.

00:05:04: Wenn man halb bis halb und gut in so einem elf Tonner Lastwagen

00:05:07: nach Deutschland mitschleppt, dann hat man erstmal richtig viel zu tun.

00:05:11: Und oft war es, sind wir einfach nach Berlin gefahren.

00:05:13: Und es war so ein Hack-Mack am Ende.

00:05:15: Das muss man einfach auch sagen.

00:05:17: Also so romantisch, dass alles immer klingt, das war ein richtiger Hack-Mack.

00:05:20: Wir sind in Berlin angekommen.

00:05:22: All die super Fancy-Freunde, die ich da schon hatte,

00:05:24: die waren natürlich alle unterwegs.

00:05:26: Und keiner hatte Bock, ein Lastwagen auszupacken.

00:05:28: Also standen wir dazu zweit.

00:05:30: Wir mussten erstmal diesen Riesenlastwagen irgendwie auspacken.

00:05:33: Zwei Umzugsleute und wir.

00:05:35: Das war ganz schön viel.

00:05:37: Ja, und dann war ich erstmal in Berlin.

00:05:40: Und das Lustige ist, wenn du so eine Reise antrittst,

00:05:42: du denkst dann, das fühlt sich so an, so vom Gedanken,

00:05:45: wenn ich dann in Berlin lebe, dann läuft so permanent Backgroundmusik.

00:05:50: Und permanent fliegen irgendwo, keine Ahnung, Blumen durch die Luft.

00:05:55: Und das ist alles so außergewöhnlich, donnendvögelig wie bei Hollywood.

00:05:59: Und das passiert dann aber natürlich nicht.

00:06:01: Das heißt, dieses erlösende Gefühl, jetzt bin ich in Berlin

00:06:05: und jetzt ist auf einmal ein paar Knopfdruck, alles unfassbar wunderbar.

00:06:09: Das ist eine Illusion.

00:06:11: Und die Illusion brauchen wir aber natürlich, um auszutreten,

00:06:14: um rauszutreten aus der Komfortzone, in der wir sind.

00:06:16: Ist es schon mal nette Illusion zu haben,

00:06:18: weil die Illusion, die kickt auch mal noch so ein bisschen,

00:06:21: die tritt dich so ein bisschen von hinten an.

00:06:23: Und trotzdem macht es schon auch Sinn, sich klar zu machen,

00:06:26: du kommst nicht einfach in eine andere Welt,

00:06:29: du bist nicht einfach plötzlich an einem Ort,

00:06:31: wo all das, was du bist, was dich beschwert hat in deinem Leben,

00:06:35: plötzlich weg ist.

00:06:37: Und ich habe festgestellt, dass diese Dauerbelastungen,

00:06:39: die ich über so viele Jahre hinweg war,

00:06:41: dass die natürlich nicht einfach mit einem Zoll abgegeben wurde,

00:06:44: die ist natürlich mit gereist.

00:06:46: Und die hat sich insofern gezeigt, dass ich viel schlafen musste.

00:06:50: Also ich habe irgendwie zwei Monate lang geschlafen.

00:06:53: Und zwar immer dann, wenn ich gemerkt habe,

00:06:55: jetzt kommt dieser Modus, der mich am Leben behalt,

00:06:58: "Nach du musst noch und jetzt machst du noch

00:07:00: und mit dem Kopf durch die Wand und das wird doch von dir erwartet".

00:07:03: Immer dann, weil ich so überfordert mit diesem Festhalten,

00:07:06: dieses "Ich muss doch jetzt das Rad drehen,

00:07:08: dass ich sofort in diese Lethargie verfallen bin,

00:07:11: ich bin sofort ins Bett zurückgefallen,

00:07:13: schlafen gehen, sofort schlafen gehen, meine Ruhe".

00:07:16: Und das ist legitim.

00:07:18: Vielleicht kennst du diese Phase, dass du Momente hast in deinem Leben,

00:07:21: wo du erstmal einfach erschöpft bist.

00:07:23: Und dann fragst du dich, was soll ich denn machen?

00:07:25: Ich habe so viele Ideen, ich will das unbedingt umsetzen,

00:07:27: aber ich bin so müde, wir sind meistens müde,

00:07:29: weil ein Teil in uns in der Vergangenheit fest sitzt.

00:07:34: Und wenn wir weiter machen können, bevor wir zu neuen Kräften kommen,

00:07:37: ist es erstmal wertvoll zu gucken,

00:07:39: wie geht es denn eigentlich diesen Anteil,

00:07:41: die unter Umständen noch irgendwo in der Vergangenheit verhaftet sind,

00:07:44: diese liebevoll zu integrieren.

00:07:46: Und bei mir hat es eine ganz schöne Zeit gedauert,

00:07:48: bis ich verstanden habe, wenig zu integrieren haben.

00:07:51: Ich hatte nämlich einen Persönlichkeitsanteil zu integrieren,

00:07:55: der ewig über die eigenen Grenzen hinweggegangen ist.

00:07:58: Ich habe mich selber über die Grenzen hinweggeprügelt fast,

00:08:03: um wieder so viel zu geben, ohne darauf zu achten,

00:08:05: dass meine Batterien aufgeladen sind.

00:08:07: Und um mir vor Augen zu führen,

00:08:09: diesem inneren Anteil, der immer noch nicht glauben konnte,

00:08:12: dass er frei war, um mir das so klar zu machen,

00:08:14: habe ich ganz oft zu Zeiten, die es mir schwer gemacht haben,

00:08:18: in meinem Lehrer Dasein davor,

00:08:20: dass ich Damien Wecker gestellt habe.

00:08:22: Zum Beispiel, ich habe mir Montagmorgen gehasst, wie nur etwas.

00:08:25: Und dann habe ich mir Montagmorgen um 6 Uhr den Wecker gestellt.

00:08:27: Um mir vor Augen zu führen,

00:08:30: dass ich mich dann noch nicht mehr aufstehen will,

00:08:32: aber ich habe mich dann noch nicht mehr aufgestehen.

00:08:34: Ich habe mich dann noch nicht mehr aufgestehen,

00:08:36: um dann in diese Beruhigung des Nervensystems zu kommen,

00:08:39: sagen zu können, ah, interesting.

00:08:42: Ich bin ja nicht mehr im alten Leben.

00:08:44: Es ist ja jetzt das neue Leben.

00:08:46: Bewusst auszusteigen aus diesem Muster, aus diesem Mechanismus.

00:08:49: Und dann habe ich angefangen,

00:08:51: meinen Montagmorgen mir ganz zauberhaft zu gestalten.

00:08:54: Schön Kaffee trinken, ein schönes Frühstück machen,

00:08:58: für das Frühstück Einkauf erstmal Blumen zu kaufen

00:09:00: und dafür zu sorgen, dass dieser negativ behaftete Halbtag,

00:09:05: dieser Montagmorgen, einen Zauber bekommt.

00:09:08: Und in Zeiten, heute, ja doch schon jetzt 12 Jahre um,

00:09:11: wo ich merke, dass ich schwierige Phasen habe,

00:09:14: tue ich genau das wieder, um mir klar zu machen,

00:09:17: dass ich immer noch in meiner Traumvorstellung lebe,

00:09:20: nämlich nicht mehr in einem Stundenplan gebunden zu sein,

00:09:23: wo ich Montagmorgen punkt 27 mein französisch Unterricht starte muss.

00:09:27: Und das sind so die ersten Gehversuche in Berlin gewesen.

00:09:30: Das habe ich ja in einer Messibude gewohnt

00:09:33: und diese Messibude konnte ja nicht so bleiben.

00:09:36: Ich habe ja mein Zimmer, mein Schlafzimmer zumindest,

00:09:39: schon saniert gehabt und ordentlich hergerichtet.

00:09:42: Und das war so mein Aufenthaltsraum.

00:09:44: Und alles andere in der Wohnung war wirklich komplett verwahrlos.

00:09:47: Also habe ich mir Handwerker gesucht.

00:09:49: Und wenn du so vom Schweizer Dorf kommst,

00:09:51: dann denkst du dir, machst du mal so Google auf,

00:09:53: gibst du mal so einen Handwerker Berlin.

00:09:56: Und dann hast du die erste Seite, die kommt, hammer.de.

00:09:58: Und ich dachte mir, naja, kann ja so schlimm sein.

00:10:01: Jeder da draußen, der wahrscheinlich aus Deutschland kommt,

00:10:03: wird jetzt lachen.

00:10:05: Ich habe sie mir alle nach Hause bestellt, die ganzen Handwerker,

00:10:08: noch richtig Bewerbungsgespräche geführt.

00:10:10: Zählen Sie mal, was Sie machen, was sind denn Ihre Referenzen?

00:10:13: Da kamen so drei Typen an.

00:10:15: Der eine hatte eine sehr seltsame Narbe, so hier am Hals entlang.

00:10:18: Ich habe mich immer gefragt, woher die kommt,

00:10:20: aber ich habe mich nicht getraut zu fragen.

00:10:22: Und die haben sich dann präsentiert gehen behind Gründung

00:10:25: und haben sich dann auch mitgebracht.

00:10:26: Und dann haben sie dann auch die ganzen Kohl im Voraus bezahlt.

00:10:29: Und dann haben sie dann natürlich alles rausgekloppt aus der Wohnung.

00:10:32: Das heißt, ich hatte keine Toilette, kein fließend Wasser,

00:10:35: keine Dusche, keine Küche, kein gar nichts mehr,

00:10:38: keine Wandschränke, es war alles weg.

00:10:40: Und dann haben sie versucht, die Wände mit Malerfließ zu tapizieren

00:10:43: und das haben sie mit Basketkleister gemacht

00:10:45: und die ganzen Bahnen sind dann dann noch nicht so gut.

00:10:48: Und dann haben sie dann auch die Wände aus der Wohnung geklappt.

00:10:51: Und dann haben sie dann auch die Wände aus der Wohnung geklappt.

00:10:54: Und dann haben sie dann auch die ganzen Bahnen

00:10:56: und die ganzen Bahnen sind dann einfach so wieder von der Wand gefallen.

00:10:59: Und das war so ein Erkenntnis, wo ich mir dachte,

00:11:02: irgendwas läuft hier schief.

00:11:04: Und auf mehrfaches Nachfragen hin sind die dann plötzlich

00:11:08: sehr ungemütlich geworden.

00:11:10: Und ganz seltsamerweise habe ich dann so ungefähr 2-3 Mal die Woche

00:11:14: Nägel in meinen Autoreifen gehabt.

00:11:16: Und ja, ich habe mir dann so ein richtig schönes Haus gemacht,

00:11:19: das Problem an zwei Gebunden, nämlich Betrügerhandwerker.

00:11:23: Ich habe dann auch die ganze Zeit auf dem Baum geklappt.

00:11:25: Und die holen sich jetzt einfach mal darauf, die so Bock haben,

00:11:28: was mir tatsächlich sehr viel Angst gemacht hat.

00:11:30: Ich hatte natürlich auch nicht so viel Geld mehr,

00:11:33: weil ich habe das meiste Geld den gegeben

00:11:35: und habe ja auch immer noch in einer absoluten Bruchbude,

00:11:38: in einer Baustelle gelebt.

00:11:40: Und so bin ich halt oft auch morgens, der die 3 Hunde,

00:11:43: dann gehst du morgens erst mal im Park,

00:11:45: musst du erst mal gucken, wo man polern geht,

00:11:47: wo du duschen gehst.

00:11:49: Und irgendwann haben mich die ganzen Restaurants im Umfeld gekannt.

00:11:52: Ich habe dann direkt neben meinem Zuhausefadenrestaurant in Italien

00:11:56: und ich muss, meine Mutter war zu Besuch

00:11:58: und die hat mir Geld gebracht

00:12:00: und ich habe das Geld in meinem Portemonnaie gemacht.

00:12:02: So ein breites Portemonnaie gehabt, das Geld war da drin.

00:12:04: Ich habe das auf meinen Stuhl neben mir gelegt

00:12:07: und kopflos und gestreißt, wie ich war, bin ich aus dem Restauranthaus

00:12:10: und habe das Portemonnaie da liegen gelassen.

00:12:12: Und ich glaube, da waren so 4-5.000 Euro drin oder so.

00:12:14: Und ich habe dann dem Restaurantbesitzer dann angerufen

00:12:17: und gesagt, sag mal, hast du vielleicht ein Portemonnaie gefunden.

00:12:21: Ich habe dann mit einem italienischen Akzent gesagt, hey Mädchen,

00:12:23: du musst jetzt herkommen, wir müssen erst mal reden miteinander.

00:12:26: Da bin ich dahin gelaufen

00:12:28: und dann hat er mir ein Espresso in die Hand gedrückt und gesagt, hinsetzen.

00:12:30: Ich habe gesehen, du bist Schweizerin,

00:12:32: weil ich ja meine Identitätskarte da drin hatte.

00:12:34: Dann habe ich gesagt, du setz dich jetzt hin, ich erzähle dir jetzt erstmal,

00:12:36: wie das Tier in Berlin läuft.

00:12:38: Ja, und dann hat er mir mein Portemonnaie zurückgegeben

00:12:41: mit all dem Geld und mit all meinen Ausweisen

00:12:43: und vor dem Moment, dann haben wir irgendwie befreundet.

00:12:47: Und ich habe noch was anderes festgestellt.

00:12:50: Ich habe mich dann auch als Tänzer kennengelernt in Berlin.

00:12:52: Und über meine damalige Freundin bin ich, weil ich selber sehr viel getanzt habe

00:12:56: in meinem Leben und oft auf der Bühne war,

00:12:58: bin ich in so ein Tänzerkreis reingekommen,

00:13:00: die alle irgendwie auch als Gogo-Tänzer gearbeitet haben

00:13:03: und Background gemacht haben.

00:13:05: Und bevor ich mich überhaupt besinnen konnte,

00:13:07: war ich irgendwie Residen-Tänzerin in allen möglichen Klubschen in Berlin.

00:13:10: Wer sie noch kennt, Felix, Adajo, Kosmos.

00:13:13: Matrix war ich sehr lange.

00:13:15: Und das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.

00:13:19: Und da habe ich ganz viele Menschen kennengelernt,

00:13:21: die mir wahnsinnig geholfen haben in dieser Zeit.

00:13:24: Und das war für mich was Neues, denn so in der Tinte zu sitzen

00:13:27: und so Schwierigkeiten zu haben und auf einmal Menschen zu haben,

00:13:30: die sagen, hey, brauchst du Hilfe? Was kann ich dir tun?

00:13:32: Guck mal, hier ist ein Schlüssel.

00:13:34: Du kannst bei mir wohnen, so lange bis es fertig ist.

00:13:36: Wir schicken die Handwerker, kommen vorbei, kommen essen holen.

00:13:39: Also von vorne bis hinten eine riesen Support bekommen

00:13:42: in dieser schwierigen Situation.

00:13:44: Unter anderem auch Support bekommen,

00:13:47: weil dann als diese Handwerke dann so ungemütlich wurden,

00:13:49: dass ich mich auch nicht mehr wohlgefühlt habe,

00:13:51: weil die mich bedroht haben,

00:13:53: weiß ich noch, ob ich aus einem Club zwei Türsteher bekommen,

00:13:55: die die ganze Zeit bei mir zu Hause waren und mir geholfen haben.

00:13:58: So ein Fall, dass die kommen.

00:14:00: Und genau da ist meine Mutter bei mir,

00:14:02: stand die wirklich vor der Haustür.

00:14:04: So zwei Typen mit so einem riesen Schrank im Hintergrund

00:14:06: und zwei Meter Hühne.

00:14:08: Da hat man die Tür aufgedrückt und gesagt,

00:14:10: er hätte jetzt dann nochmal gerne Geld von mir.

00:14:12: Und das war so witzig, weil wir standen in diesem,

00:14:14: das war so eine Plattenwohnung

00:14:16: und das war so ein blau engen Korridor.

00:14:17: Meine Mutter, also ihr müsst verstehen,

00:14:19: meine Mutter ist so, wenn irgendwo in Kreuzberg

00:14:22: irgendwo ein halbes Bein gefunden wird,

00:14:24: dann ruft meine Mama mich an und fragt, ob es mir gut geht.

00:14:26: Meine Mama denkt, per se, ich lebe in einem Drittweltland

00:14:28: und das hier alles unfassbar katastrophal ist.

00:14:30: Und sie hat vielleicht nicht immer Unrecht,

00:14:32: aber sie ist sehr ängstlich, wenn es um Berlin ging.

00:14:34: Noch heute hat sich es gelegt,

00:14:36: aber damals war es halt wirklich schwierig.

00:14:38: Also steht meine Mutter hinter mir

00:14:40: und erlebt diesen Crime,

00:14:42: wie diese zwei Betrügerhandwerker

00:14:45: in diesem Schlägertyp mit im Hintergrund

00:14:47: plötzlich vor mir stehen und nach Geld fragen.

00:14:49: Meine Mutter war am Ende in diesem Moment

00:14:51: und wie im Film kommen dann diese beiden Türsteher,

00:14:53: die auf mich aufgepasst haben,

00:14:55: die ganze Woche aus dem Wohnzimmer raus.

00:14:57: Und das Lustige war, dass ich die Einzige war,

00:14:59: die nicht wusste, wer sowohl die Handwerker waren

00:15:02: als auch die Türsteher hinter mir.

00:15:04: Ich war einfach so, ja, die helfen mir und ihr seid die Bösen.

00:15:07: Die wussten aber aus welchen Crews die kamen

00:15:09: und die Türsteher, die waren dann so,

00:15:12: ihr müsst jetzt glaube ich ganz schnell gehen,

00:15:14: dann habt ihr ein Problem.

00:15:15: Und die Betrüger da, die waren dann so, oh mein Gott, oh mein Gott,

00:15:17: wo sind wir hier gelandet?

00:15:19: Die waren sofort weg, die waren nie wieder da,

00:15:21: die haben mich komplett in Ruhe gelassen.

00:15:23: Und ich habe natürlich dann auch erst Jahre später rausgefunden,

00:15:25: mit wem ich es da eigentlich zu tun hatte.

00:15:27: Wenn man so super naiv aus dem Schweizer Bergdorf

00:15:30: nach Berlin kommt, dann tschuckst du sowas nicht vor.

00:15:33: vom ersten Moment an, aber das war dann trotzdem, war natürlich eine lustige Erfahrung.

00:15:37: Und auf der anderen Seite auch eine schöne Erfahrung zu sehen.

00:15:40: Ask and the will be given.

00:15:42: Also nach Hilfe zu fragen und zu sagen, ich habe hier ein Problem.

00:15:45: Gibt es irgendjemand da draußen, der mir helfen kann?

00:15:47: Und das war eine super schöne Erfahrung.

00:15:50: Unter anderem habe ich dann auch Hilfe bekommen, dass da jemand war, der dann gesagt hat,

00:15:53: Mönch, Mädchen, dort müssen wir mal ändern, hier mit Dana Bude.

00:15:56: Und der hat mir dann die ganze Bude saniert, für das bisschen Geld, was ich noch übrig hatte.

00:16:00: Ich habe dann ein neues Bad bekommen und eine neue Küche bekommen.

00:16:03: Und ich kann euch sagen, ich stehe da, ich habe so eine kleine Kehrküche gekauft,

00:16:07: so eine Landhausküche und ich war so stolz da drauf.

00:16:10: Ich stehe ja am Wasserhahn und mache fließend Wasser auf.

00:16:12: Nach zwei Monaten keinen fließenden Wasser zu haben in der Wohnung.

00:16:16: Und dann fließend Wasser, Blumenwase, drei Euro Tulpen von Lidl da reinzustellen.

00:16:22: Und ich habe so geheult, einmal mehr vor Freude geweint.

00:16:26: Und ich kann dir sagen, wir leben alle so ein luxurioses Leben.

00:16:29: Und ich rede nicht davon, dass wir Kohle haben ohne Ende und Kohle raushauen können.

00:16:33: Und davon rede ich nicht.

00:16:34: Ich rede davon, dass wir fließend Wasser haben, dass wir ein sauberes Zuhause haben können.

00:16:39: So, dass wir Putzmittel kaufen können.

00:16:40: Das sind so Kleinigkeiten.

00:16:42: Ich mir ging es finanziell richtig schlecht.

00:16:44: Darf man einfach auch mal so sagen, wie es ist?

00:16:46: Ich war glücklich, wenn ich mir einmal die Woche für drei Euro Tulpen kaufen konnte.

00:16:50: Die habe ich dann jeden Tag schön angeschnitten und ins Wasser gestellt und geguckt,

00:16:53: dass die so lange wie es nur geht halten.

00:16:55: Ich war happy, wenn ich mein Putzmittel hatte.

00:16:57: Ich war happy, wenn ich Essen organisieren konnte.

00:16:59: In der Zeit, wo ich keine Küche hatte, habe ich einmal am Tag einen Döner gegessen für vier Euro.

00:17:02: Und dann war es das, weil ich kein Kühlschrank hatte und nichts.

00:17:05: Und auch das Geld nicht hatte, irgendwo Essen zu geben.

00:17:08: Und die Erfahrung zu haben, nach zwei Monaten so zu leben.

00:17:11: Ah, fließend Wasser.

00:17:13: Ah, eigene Toilette.

00:17:14: Ah, eigene Dusche.

00:17:16: Das ist eine wunderschöne Erfahrung gewesen.

00:17:18: Und wahrscheinlich hast du jetzt diese Frage, die dir unter den Nägel brennt, dass du sagst,

00:17:22: hätte er wieder nach Hause gehen können, wenn du schweizst.

00:17:24: Hätte es ja, wenn alles so scheiße ist,

00:17:26: hätte es ja wieder nach Hause gehen können.

00:17:28: Ich habe diesen Gedank nicht ein einziges Mal gehickt.

00:17:30: In diesen ganzen zwölf Jahren, in denen ich jetzt hier bin,

00:17:33: gab es für mich nicht ein einziges Mal diesen Gedanken.

00:17:36: Das ist hier nichts für mich, ich hau wieder ab.

00:17:38: Und auch, wo ich nur in diesem, keine Ahnung, 15 Quadratmeter Schlafzimmer gehaust habe,

00:17:43: ohne alles, auch da gab es diesen Moment nicht für mich,

00:17:47: dass ich sage, ich gehe wieder zurück.

00:17:49: Und was ist das für eine wunderschöne Antwort auf die Frage,

00:17:53: habe ich das Richtige getan?

00:17:55: Sich hinzustellen und zu sagen, es ist gerade alles anders,

00:17:58: als das, was ich wollte.

00:18:00: Und trotzdem fühle ich die Verbindung so sehr zu mir,

00:18:03: dass ich bleiben möchte.

00:18:05: Aber wo bleibe ich denn jetzt genau?

00:18:06: Ich bleibe nicht einfach in Berlin in einer schwierigen Wohnsituation,

00:18:10: sondern ich bleibe bei mir.

00:18:12: Ich bleibe in meiner Erfahrung.

00:18:13: Ich anerkenne das, was mir passiert.

00:18:15: Und das ist ein Tipp, den ich dir mitgeben möchte.

00:18:17: Wenn uns Dinge passieren, die wir nicht so cool finden.

00:18:20: Dinge, die auch nicht geplant sind, wo wir mal aus einem Himmel noch mal, warum passiert das denn jetzt?

00:18:24: Wir bewerten die Situation so schnell.

00:18:26: Ah, immer ich.

00:18:27: Warum muss mir das jetzt passieren?

00:18:29: Boah, ist das jetzt ein Zeichen dafür oder dafür?

00:18:32: Einfach mal in der Erfahrung zu bleiben und die Erfahrung anzuerkennen,

00:18:36: zu sagen, ah, danke schön.

00:18:39: Das ist jetzt eine Erfahrung.

00:18:42: Zu einem ist einfach nur eine Erfahrung.

00:18:44: Sie nicht nach rechts oder nach links zu bewerten,

00:18:46: sondern sie einfach nur als solches anzuerkennen.

00:18:48: Und das überbrückt erst mal die ersten Negativgefühle.

00:18:51: Denn ob wir negativ fühlen oder positiv fühlen,

00:18:54: ist meistens dem geschuldet, was wir erwarten.

00:18:57: Wenn etwas passiert in meinem Leben,

00:18:59: dann ist meine Reaktion meistens so konditioniert,

00:19:02: wie ich davor das Leben gelegen habe.

00:19:04: Guck mal, ich mach dir ein Beispiel.

00:19:05: Du lernst jetzt einen Typen kennen.

00:19:06: Du bist fünfmal betrogen worden.

00:19:08: Du hattest mit dem das dritte Date

00:19:10: und danach meldet der sich nicht mehr.

00:19:12: Sag mal mal so, dritte Date, danach meldet der sich nicht mehr.

00:19:14: Jetzt hast du wieder einen kennengelernt

00:19:16: und du gehst mit dem auf State und nach dem dritten Mal

00:19:18: am Sonntagabend habt ihr euch getroffen,

00:19:20: meldet der sich bis Sonntag nachmittag nicht.

00:19:22: Wie bewertest du die Situation?

00:19:24: Du bewertest, sie dahingehend,

00:19:26: dass die letzte Geschichte, die du erlebt hast,

00:19:28: genauso geendet ist,

00:19:29: dass er nach dem dritten Date sich nie wieder gemeldet hat.

00:19:32: Das heißt, wir bewerten aus der Erwartungshaltung heraus.

00:19:35: Und das ist das, was uns das Leben ganz oft schwer macht.

00:19:38: Wir haben über die Dramatretür gesprochen.

00:19:40: Ich kann sie so oft gehen, wie mir lustig ist.

00:19:42: Hin, nun, dann, dann.

00:19:44: Ich kann aber auch an der Stelle sagen,

00:19:46: beschütze mich mal ganz kurz vor meiner Bewertung.

00:19:49: Denn ich möchte der Situation die Chance geben,

00:19:52: dass sie sich selbst entwickeln darf ohne meine Erwartungshaltung.

00:19:55: Und in dieser Situation war ich irgendwie in Berlin.

00:19:57: Ich wollte mir mein Berlin nicht durch diese Erfahrung bewerten.

00:20:01: Ich wollte mich freilassen an der Stelle.

00:20:03: So, dann ging es weiter.

00:20:04: Dann war ich als Tänzerin, Google-Tänzerin.

00:20:07: Und das hat natürlich irgendwann auch meine Familie herausgefunden

00:20:10: und die waren dann alles todeschockiert.

00:20:12: Warum müssten nur Google-Tänzerin?

00:20:13: Weil ich es kann.

00:20:14: Weil ich tanzen kann.

00:20:15: Und weil ich Spaß daran habe, auf der Bühne zu stehen.

00:20:17: Und weil ich frei war.

00:20:19: Und das ist ein mich selbst von der Leine lassen gewesen,

00:20:23: was richtig krass war.

00:20:25: Natürlich, ich als Oberstufenglärerin

00:20:27: mit meinem familiären Background,

00:20:29: so was darf man ja nicht machen.

00:20:30: Weil das gehört sicher nicht.

00:20:32: Aber weil ich diese 1000 Kilometer weiter weg war,

00:20:34: war es für mich so ...

00:20:36: ... wenig.

00:20:37: Mich selber, mir selber sozusagen diese Gartenzäune wegzukicken

00:20:41: und zu sagen, scheiß auf Gartenzaun.

00:20:43: Was sind da hinten los?

00:20:45: Und was sind da drüben los?

00:20:46: Ich gehe mal gucken.

00:20:47: Mir selber die Chance zu geben, mich zu erfahren.

00:20:50: Und ich weiß doch, wo wir am Silvester 2012/2013

00:20:55: haben wir in Matrix eine große Show gemacht, die Mädels und ich.

00:20:58: "Shine Bright Like a Diamond" war damals von Alicia Keys.

00:21:02: Und das war unser Show-Lied.

00:21:04: Und wir hatten so silberne Zylinder an und so silberne Kostüme.

00:21:08: Und ich stand da auf der Bühne und dann haben wir da so ...

00:21:11: ... wir waren so fünf Mädels und wir haben diese Show gemacht.

00:21:13: Und ich kann mich so sehr an diesen Moment erinnern.

00:21:16: "Shine Bright Like a Diamond"

00:21:18: Da stehe ich und diese Menschenmasse reingucke.

00:21:21: Und dann habe ich eine Eingebung gehabt.

00:21:23: Wer sind wir denn, dass wir abhängig sind von Clubs, von Männern,

00:21:27: von Nightmanagern und von Menschen, die sagen, wie wir auszusehen haben,

00:21:31: was wir anzuziehen haben und wie wir zu funktionieren haben.

00:21:33: Nach dieser Show sind wir nach Hause.

00:21:35: Und am 1. des Jahres haben wir alle zusammen Mittag,

00:21:39: so Frühstück, Mittag gegessen.

00:21:41: Und dann sitzen wir dann und sagen, so Mädels, ich habe etwas zu verkünden.

00:21:45: Und die waren alle so an die acht bis zehn Jahre jünger als ich.

00:21:48: Weil wir sagten, wir sind jetzt die Berlin Showgirls.

00:21:50: Die waren alle so, okay.

00:21:52: Ich habe die Domain gegoogelt, die war frei, BerlinShowgirls.com und de.

00:21:57: Dann habe ich mich an den Rechner gesetzt, habe innerhalb von einer halben Stunde

00:22:00: das Logo gebastelt, so Marlene Dietrich mit so einem Zylinder

00:22:03: und so geschwogenen Augen.

00:22:05: Berlin Showgirls darunter gemacht, habe den Mädels unsere Crew präsentiert.

00:22:09: Und habe gesagt, von heute an sind wir nicht mehr abhängig.

00:22:12: Weil natürlich ist es so, also ja, das ist für mich am Anfang auch so eine Sache gewesen,

00:22:17: die ich nicht gecheckt habe.

00:22:19: Du bist so, kommst du ins Nachtleben rein.

00:22:21: Ich habe noch nie mit irgendwelchen Substanzen was zu tun gehabt

00:22:24: und da ist plötzlich jeder irgendwie kokainabhängig so.

00:22:27: Und ich weiß noch das erste Mal, wo jemand vor mir stand, der voll drauf war,

00:22:30: da habe ich zu meiner Bookerin gesagt, sag mal, geht's dem gut?

00:22:34: Braucht der Hilfe?

00:22:36: Dann guckt sie mich an, sagst du, sag mal, der ist voll auf Koks.

00:22:39: Ich so, oh, was?

00:22:40: Hab ich noch nie von gehört.

00:22:42: Ich habe damit noch nie was zu tun gehabt.

00:22:44: Und im Nachtleben zu arbeiten, kommst du natürlich in Situationen ran,

00:22:47: wo man dir unterstellt als Frau, dass du vielleicht empfänglich bist für Angebot.

00:22:51: Und mein Finger, mein Zeigefinger, glaubst du eigentlich, wer du bist,

00:22:54: der ist natürlich regelmäßig zum Einsatz gekommen.

00:22:57: Weil ich jeden, der irgendwie blöd geguckt hat,

00:22:59: erst mal meine Meinung geigen musste.

00:23:01: Und dann, als jeder wusste, dass wenn man mich bucht,

00:23:04: das ist nicht mit rechts und links, das ist so mit einmal auf der Bühne tanzen,

00:23:07: dann wieder runter und dann ist es nach Hause gehen.

00:23:09: Und wenn irgendeiner irgendwelche Sonderwünsche hat,

00:23:11: dann gab es eben keine Sonderwünsche.

00:23:13: Und mich hat es angekotzt, dass andere Frauen ebenso,

00:23:16: dass die das auch angetragen bekommen haben.

00:23:18: Die aber nicht so den Mut hatten, nein zu sagen, die mussten dann immer irgendwie so,

00:23:22: hm, wie mache ich das jetzt, ich habe so Angst und so.

00:23:25: Und ich hatte keine Lust mehr, dass das mit meinen Freundinnen passiert.

00:23:28: Ich wollte einen sicheren Rahmen schaffen,

00:23:30: wo wir Frauen unserer Leidenschaft nachgehen können,

00:23:32: nämlich das Tanzen und Shows zu tanzen,

00:23:34: ohne dass uns irgendjemand damit auf die Nerven gegangen ist.

00:23:37: Also haben wir die Berlin Showgirls gegründet.

00:23:39: Und weil ich das so lustig fand und auch so eine Angst hatte,

00:23:42: dass man, dass mir mir das klauen könnte,

00:23:44: habe ich erst mal Wortbildmarke patentieren lassen.

00:23:47: Ich muss nicht, dass man vorhin sich am Patent angelegt für die Berlin Showgirls.

00:23:51: Und dann da sind wir an die Homepage rangekommen.

00:23:53: Wir haben nicht viel Geld gehabt.

00:23:55: Wir haben dann so billig-rote, pailletten-Bodies gekauft

00:23:58: und so Federboas und haben alles selber gebastelt.

00:24:01: Nadine hat genäht und wir haben Strassteine geklebt

00:24:04: und wir haben so unser eigenes Baby irgendwie versucht,

00:24:07: mit den wenigen Mitteln, die wir hatten, irgendwie groß zu machen.

00:24:09: Und ich weiß noch, ich wollte unbedingt ein tolles Fotoshooting haben.

00:24:12: Ich wollte eine Location haben, die dem Logo,

00:24:14: diesen Maleneditrich-Look gerecht wird

00:24:16: und dann habe ich im Wintergartenbaritättheater angerufen.

00:24:18: Aber ich habe uns auch "Tochchen",

00:24:20: ich habe immer, wenn ich was haben wollte,

00:24:22: dann habe ich meinen Schweizer Akzent rausgeholt.

00:24:24: Das funktioniert wunderbar hier in Deutschland.

00:24:26: Dann habe ich angerufen und ich habe gesagt, "Gut Tag!"

00:24:29: Wir sind die Berlin Showgirls,

00:24:31: wir möchten gerne ein Fotoshooting machen bei Ihnen.

00:24:33: Und ich glaube, die dachten, wir verarschen die irgendwie.

00:24:36: Auf jeden Fall haben die gelacht und haben gesagt,

00:24:38: na, was wollt ihr denn machen?

00:24:39: Und dann haben wir gesagt, na ja, so 2-3 Stunden, dann sind wir wieder weg.

00:24:41: Dann haben wir gesagt, na ja, dann macht mal 150 Euro und dann ist gut.

00:24:44: Und dann sind wir da mit 8 Ikea-Tüten angetanzt,

00:24:47: 8 Ikea-Tüten voll Federboas, Kostüme.

00:24:51: Zylinderhüte.

00:24:53: Und haben wir die ganze Umkleidekabine,

00:24:55: müsst ihr euch das vorstellen, das ist so eine klassische längliche Umkleidekabine

00:24:58: mit Spiegeln und überall mit diesen Glühlbüren rundherum, wie im Film.

00:25:01: Und dann haben wir den ganzen Raum dekoriert mit diesen Show-Kostümen

00:25:05: und das sah wirklich original aus, wie so, keine Ahnung, so,

00:25:08: wie man sich so Molarouche vorstellt oder Broadway oder so.

00:25:11: Und dann haben wir da unser Fotoshooting gemacht.

00:25:14: Wir haben dann natürlich darauf gehofft, dass unsere Freunde uns helfen

00:25:16: mit den Grafiken und so und dass wir das alles irgendwie fertig bekommen.

00:25:20: Weil wir wirklich einfach keinen Budget hatten dafür.

00:25:23: Und vorm Moment waren wir die Berlin Showgirls.

00:25:25: Und wir sind genauso aufgetreten, egal wo wir waren, egal wo wir hingelaufen sind,

00:25:29: wir haben uns dann so T-Shirts bedrucken lassen,

00:25:31: so Pänso-Neon-Pinke-T-Shirts mit einem schwarzen Schriftzug hinten drauf.

00:25:35: Und wir haben daraus ein richtig so ein Marketing-Crew gemacht,

00:25:38: Berlin Showgirls in der Haus.

00:25:40: Ja, und irgendwann haben wir dann für Boxen-Weltmeisterschaft,

00:25:44: für irgendwelche Sänger, Back-Rong-Tanz,

00:25:46: und für Lou Beger bei Fernsehgarten waren wir bei Background mit dabei.

00:25:51: Ich weiß noch, als wir, das war ein Teneriffer Fernsehgarten.

00:25:54: Und kurz bevor wir dran waren, und das war ziemlich aufregend,

00:25:57: weil wir hatten an einen Tag, oder ich glaube in zwei Tagen weiß ich gar nicht mehr,

00:26:00: wir waren auf jeden Fall vier Choreographien, die wir zu tanzen hatten,

00:26:03: weil Lou Beger es viermal aufgetreten.

00:26:05: Und dann war so unten am Pool oder hinter dem Pool war die Bühne

00:26:08: und hier war so eine Treppe runter und wir mussten da so anstehen, bis wir dran waren.

00:26:12: Und vor mir hat Beatrice Eglige so.

00:26:15: Und ich liebe Schlager, für die die das noch nicht wissen oder das auch nicht glauben wollen,

00:26:18: ich liebe Schlager.

00:26:19: Ich finde das großartig.

00:26:21: Mit mir kann man richtig schön Schlagerparty machen

00:26:23: und besonders Alters Schlager ist toll.

00:26:25: Und Beatrice Eglige hat gesungen und sie hat ein ganz tolles Lied gesungen,

00:26:28: ich liebe es, ich liebe dieses Lied.

00:26:30: Und ich stand da und guck in dieses Publikum

00:26:32: und es war Traum auf schönes Wetter, die Sonne hat geschehen

00:26:35: und da waren so Segelboote in der Bucht und so.

00:26:38: Es hätte nicht besser sein können.

00:26:40: Und da war für mich klar, hier ist Ende.

00:26:42: Das ist mein letzter Auftritt.

00:26:44: Dann, wenn es am schönsten ist.

00:26:46: Weil ich war 31, 32.

00:26:49: Und ich habe einfach für mich verstanden, es gibt Dinge, die unfassbar toll sind,

00:26:55: weil sie ein Ablaufdatum haben.

00:26:57: Weil sie irgendwann zu Ende sind.

00:26:59: Weil man sich komplett reinbegibt und komplett genießen kann,

00:27:02: um dann aber auch irgendwann sich aufzumachen, ein neues Leben zu gestalten.

00:27:06: Herrmann Hesse sagt diesen Satz so wunderbar in seinem Gedicht "Stufen ist mein Lieblingsgedicht".

00:27:11: Du willst dann keinem Raum wie an einer Heimat hängen

00:27:14: und willst heiter Raum um Raum durchschreiten. Irgendwie so.

00:27:18: Wenn wir nicht an jeder Situation in unserem Leben hängen wie an einer Heimat,

00:27:23: dann haben wir die Möglichkeit auf Reisen zu gehen.

00:27:25: Weil wir in der Lage sind, die Dinge anzunehmen,

00:27:28: sich zu lieben und zu leben und dann wieder loszuziehen und was Neues anzufangen.

00:27:32: Und ich dachte mir, was könnte schöner sein als Abschluss

00:27:35: für so eine Showkarriere, wie mit Lou Bega bei Fernsehgarten zu tanzen.

00:27:40: Und jetzt habe ich dir ja eingangs das Podcast erzählt, dass ich gerade von der Reise zurückkomme.

00:27:45: Ich reise für mein Leben gern.

00:27:47: Und ich bin früher immer, wenn ich reisen war, war für mich der Abschied ein Märtyrium.

00:27:52: Für mich war nach Hause gehen, in diese Enge des Alltags zurück, immer unglaublich schwierig.

00:27:58: Und ich konnte das so genießen die letzten Tage schon,

00:28:01: wo ich von Cannes nach Berlin zurückgeflogen bin

00:28:03: und dann wo ich jetzt von Zürich nach Berlin zurückgeflogen bin.

00:28:06: Das Gefühl von das Schönste am Reisen ist es, nach Hause zu kommen.

00:28:10: Sich ein Leben zu gestalten, indem das Zuhause das Wundervolle ist.

00:28:15: Denn alles andere ist Urlaub und alles. Das ist immer großartig.

00:28:18: Es ist leicht, im Urlaub glücklich zu sein.

00:28:20: Es ist leicht, im Mallorca, im Hafen zu sitzen,

00:28:23: bei einem Glas Wein in die Sonne zu gucken, froh zu sein.

00:28:26: Oder nach Bali zu fliegen und einfach nur zwischen Himmel und Erde irgendwie rum zu fliegen.

00:28:32: Das ist alles toll.

00:28:33: Aber die wahre Kunst im Leben ist es, ein Zuhause zu haben,

00:28:36: in das man wahnsinnig gerne zurückkehrt.

00:28:38: In meinem Zuhause wartet ein schier- und halbjähriges Mädchen auf mich.

00:28:42: Und das ist das größte Geschenk, was mir das Leben gegeben hat.

00:28:45: Deswegen gehe ich wahnsinnig gerne nach Hause.

00:28:47: Und die wichtigste Konstante in meinem Leben, die ich habe, ist mein Kind.

00:28:51: Aber nach meinem Kind bin ich die wichtigste Konstante.

00:28:54: Mein innerer Kompass richtet mich dahingehend aus, wo will ich hin?

00:28:58: Was möchte ich tun?

00:28:59: Und es geht gar nicht immer darum, wollen wir ganz groß werden,

00:29:02: oder wollen wir ein Auto haben, oder wollen wir eine Reise,

00:29:05: oder ein Haus, oder den Titel, oder Erfolg, oder was auch immer.

00:29:09: Wir richten uns nicht nach den materiellen aus,

00:29:12: sondern wir richten uns dahingehend aus,

00:29:14: dass wir sagen, wer will ich sein, wenn ich da bin.

00:29:17: Und dieses Gefühl von, ich stehe am Flughafen gestern Abend in Zürich,

00:29:21: und ich weiß, ich fliege nach Hause, wer will ich sein, wenn ich zu Hause bin.

00:29:25: Ich ist dieses unglaublich dankbare, glückliche Wesen, dieses dankbare Mami in mir.

00:29:30: Ich habe mein Zuhause, ich habe mein Baby,

00:29:33: und ich kehre in ein Leben zurück, was ich selbst bestimme.

00:29:36: Und Selbstbestimmung.

00:29:38: Ich weiß, dass Selbstbestimmung ein Mysterium sein kann.

00:29:40: Und ich möchte, glaube ich, gerne das nächste Mal über Selbstbestimmung sprechen.

00:29:43: Aber heute sprechen wir zumindest mal ganz kurz darüber,

00:29:46: dass ich dir sagen kann, dass der erste Schritt dahingehend war,

00:29:49: Verantwortung zu übernehmen.

00:29:51: Ich übernehme voller Verantwortung für mich und für mein Leben.

00:29:54: Und ich weiß, dass das manchmal ein schwieriger Ansatz sein kann,

00:29:57: besonders dann, wenn wir denken, dass wir vom Außen beeinflusst sind.

00:30:00: Und das sind wir sicher auch oft.

00:30:02: Es geschehen manchmal Dinge in unserem Leben und auf unseren Wegen,

00:30:05: die können wir wahrscheinlich nicht beeinflussen.

00:30:07: Aber wie wir damit umgehen, das ist unsere Entscheidung.

00:30:10: Und über diese Art von Selbstbestimmung reden wir nächstes Mal.

00:30:13: Ich danke dir von ganzem Herzen fürs Zuhören.

00:30:15: Es ist mir ein Fest. Bis zum nächsten Mal.

00:30:18: Das war's für heute mit einer weiteren Folge von 40 und Farbelhafen.

00:30:22: Es ist so schön, dass du vor mal gehört hast.

00:30:24: Und ich hoffe, dass du natürlich für dich eine Portion Inspiration mitnimmst

00:30:28: und somit durch den Alltag spazierst und dich dabei liebevoll begleitest.

00:30:32: Begehst nicht, mich zu abonnieren, damit du keine Folge verpasst.

00:30:35: Teile diesen Podcast gerne mit deinen Freunden und deinem Umfeld.

00:30:38: Und wenn du eine Bewertung da lässt und ein Feedback freue ich mich umso mehr.

00:30:42: Wenn du auch ein Wunschthema hast oder Fragen, dann bitte komm auf mich zu.

00:30:46: Du bist herzlich willkommen.

00:30:47: Bis zum nächsten Mal.

00:30:49: Das ist Liebe von mir für dich bei 40 und Farbelhafen.

00:30:53: [Musik]

00:30:57: [Musik]

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